Neurodegenerative (demenzielle) Erkrankungen

Demenz ist ein Überbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen. Allen etwa 55 Unterformen der Demenz ist gemeinsam, dass sie zu einem Verlust der Geistes- und Verstandesfähigkeiten (Intelligenz) führen. Typisch ist eine Verschlechterung der Gedächtnisleistung, des Denkvermögens, der Sprache und des praktischen Geschicks.

Diese Veränderungen haben oft zur Folge, dass Menschen mit Demenz ihre alltäglichen Aufgaben nicht mehr ausführen können. Die Demenz ist keineswegs eine normale Alterserscheinung, die jeden mehr oder minder betrifft, sondern eine Erkrankung, die typischerweise im Alter auftritt.

Neun von zehn Demenzkranken leiden an der Alzheimer Demenz oder der vaskulären Demenz. Aus diesem Grunde beschränken sich diese Informationen im Wesentlichen auf die vaskuläre (durch Arterienverstopfungen bedingte) Demenz, Alzheimer Demenz ist in einem separaten Krankheitsbild beschrieben (siehe Alzheimer).

Durch Arteriosklerose (Arterienverkalkung) kommt es zu Verengungen der Blutgefässe im Hirn. Bei Verstopfung von vielen kleineren Gefässen oder wenn ein oder mehrere Schlaganfälle (Verstopfung eines grösseren Gefässes) auftreten, werden auch die Gehirnfunktionen in Mitleidenschaft gezogen.

Andere Ursachen:

  • Alkoholismus
  • Parkinson
  • Familiäre Veranlagung
  • Stoffwechselstörungen, Schilddrüsenerkrankungen, Vitamin B-12-Mangel
  • Aids /HIV

Das Risiko, an Demenz zu erkranken, ist bei Verwandten ersten Grades mit Demenz etwas höher (2- bis 4-fach) als in der übrigen Bevölkerung.

Eine Form der Demenz kann bereits im frühen Erwachsenenalter auftreten. Betroffen sind Menschen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr. Diese Unterform der Alzheimer Demenz beruht auf einer Veränderung im Erbgut (Gene) und kann muss aber nicht an die Kinder weitergegeben werden. Deshalb ist es bei dieser im früheren Lebensalter auftretenden Form möglich, dass mehrere Familienmitglieder erkranken.

Plötzliches Auftreten von Gedächtnisstörungen sind ein ernstzunehmendes Warnsignal und sollten unbedingt abgeklärt werden.

  • grosse Vergesslichkeit
  • Denkstörungen, z.B. zusammenhangloses Antworten auf gestellte Fragen
  • Orientierungslosigkeit, Verwirrtheit
  • Verlangsamte oder unpräzise Sprache
  • Das Urteilsvermögen ist eingeschränkt
  • Persönlichkeitsveränderungen, Depressionen (starker Antriebsverlust)

Je weiter die Krankheit fortgeschritten ist, desto weniger finden sich die Betroffenen im Alltag zurecht. Es können Halluzinationen auftreten, sie kennen die eigene Umgebung und ihnen vertraute Personen nicht mehr. Alltagsbeschäftigungen wie Einkaufen, Kochen, Ankleiden können nicht mehr selbstständig gemacht werden. Auch Wesensveränderungen kommen vor.

Zur Diagnose einer Demenz werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:

  • Krankengeschichte mit Einbezug der Symptome, Familienmitglieder sollten befragt werden
  • Körperliche, neurologische, ev. psychiatrische Untersuchungen
  • Magnetresonanztomographie (MRI) zum Ausschluss eines Schlaganfalles oder Hirntumors
  • Leistungstests für die Gehirnfunktionen (Mini Mental Status, MOCA, ggf. neuropsychologische Testung)

Zuerst muss eine eventuell vorliegende Grunderkrankung erkannt und behandelt werden. Die Demenzerkrankung selber ist nicht heilbar, doch mit einer gezielten Therapie kann der Hirnabbau verlangsamt werden.

Allgemeine Massnahmen

Eine ausgewogene Ernährung, viel Flüssigkeit, geordnete Tagesstrukturen helfen den Betroffenen, den Alltag zu bewältigen. Die Förderung der noch vorhandenen Fähigkeiten ist wichtig, es darf aber nicht auf eine Überforderung hinauslaufen.

Mittels speziellem Gehirn- und Körpertraining und der Nutzung der künstlerischen oder handwerklichen Fähigkeiten können Betroffene länger ihre Eigenkompetenzen behalten und selbständig sein.

Therapiestrategien

1. Behandlung der Grunderkrankung respektive Risikofaktoren

  • Behandlung der gefässbedingten Risikofaktoren durch Medikamente (insbesondere hoher Blutdruck).
  • Evtl. auch operative Methoden (Stenteinlage, Entfernung von Verstopfungen in der Halsschlagader).

2. Vorbeugung vor weiteren Hirnschlägen oder Arterienverstopfungen

  • Blutplättchenhemmer
  • Evtl. Blutverdünnung durch Gerinnungshemmer, wenn Embolien (verschleppte Gerinnsel) vom Herz als Ursache vermutet werden.

3. Nicht-medikamentöse Behandlung (wie z.B. soziale Hilfe, kognitives Training, Selbsthilfe- und Angehörigengruppen)

  • Gedächtnistraining, Alltagstraining
  • Psychotherapie, Paartherapie
  • Beschäftigungstherapien (Malen, Kochen, Musik, Einbindung in einen gesunden Haushalt etc).
  • Bewegung, Geselligkeit, Spielen

4. Psychiatrische und medizinische Begleittherapie

Medikamente

  • Ginkgo Bilboa-Extrakt soll gemäss einigen Studien einen günstigen Effekt auf die Hirnfunktion von Demenzpatienten haben.
  • Acetylsalicylsäure (ASS) wird empfohlen, wenn kein erhöhtes Blutungsrisiko besteht.
  • Acetylcholinesterasehemmer haben sich nicht nur bei der Alzheimer-Demenz, sondern auch bei vaskulärer Demenz als wirksam erwiesen.

Die Acetylcholinesterasehemmer (Galantamin, Donezepil, Rivastigmin) verhindern, dass bereits gebildetes Acetylcholin im Gehirn wieder abgebaut wird, die Weiterleitung von Information somit besser gewährleistet ist. Der Einsatz dieser Medikamente wirkt sich günstig auf die kognitiven Funktionen (z.B. Gedächtnis- und Denkstörungen, „Realitätsverlust“), auf Alltagsaktivitäten und auf den gesamten gesundheitlichen Eindruck aus. Das Ausmass des Effekts ist allerdings bescheiden.

Die Medikamente dieser Substanzklassen führen nicht zur Heilung der Erkrankung, sondern verzögern lediglich den Verlauf.